Mittwoch, 21. August 2013

Zwischenspiel: Gedanken während der Autofahrt (Birgit Klaubert)


KulturTOUR bedeutet immer auch: fahren, fahren, fahren. Katinka sitzt am Steuer, ist sozusagen die Steuerfrau und ich bin für die Gespräche verantwortlich. Da ich aber auch weiß, dass zum Gespräch informative Substanz gehört, sammle ich während dieser Touren Stadtgeschichten, um sie dann dem Repertoire hinzuzufügen. Die Geschichte der Bertha von Suttner und ihrer Beziehung zu Alfred Nobel, dem Friedensnobelpreis und ihrer Urnenbestattung in Gotha darf ich nicht mehr erzählen, die Wiederholung war schon zu oft.

Doch jede Stadt ist nicht nur voller Geschichte, sondern auch voller Geschichten. Sobald wir einige Minuten früher an einem Treffpunkt ankommen, inspiziere ich die Gebäude im Umkreis. Man trifft auf Spuren der früheren Nutzer, manchmal stehen die Hinterhöfe offen und mit Hilfe der Taschenlampen-App im mobilen Endgerät wird Licht ins Dunkle gebracht. Manchmal trifft das Licht ganz simpel auf ein Plumsklo im beeindruckenden Kellergewölbe und ich trete den Rückzug an. Katinka schickt mir den eher besorgten Blick hinterher, was ich denn nun schon wieder treibe und schüttelt besorgt den Kopf.

Man trifft aber auch auf kuriose Familiennamen, die in Verbindung mit Berufsbezeichnungen wahrlich bemerkenswert sind. So mag jeder Leser dieses Blogs einmal suchen, wo es einen Fleischer namens Krautwurm gibt. Die Stadt, in welcher er zu finden ist, ist auch für ihre Dahlien berühmt und hat das Schwarzbier bundesweit salonfähig gemacht.


In einer Gaststätte einer anderen Stadt im Osten Thüringens entdeckten wir ein altes Firmen- resp. Ladenschild des Ladenbesitzers Habenicht. Er handelte am Ende des 19. Jahrhunderts mit „Colonial-Waaren“ und verkaufte für die Öffentlichkeit sichtbar Drogen. Offensichtlich war er so stolz darauf, dass er seine Angebote in eine vier Zentimeter dicke Glasplatte gravieren ließ und die Buchstaben sorgsam vergoldete. Die heutigen Besitzer des Ladens betreiben ein liebenswertes Café und haben die Tafel in einer ungenutzten Bodenkammer gefunden.


Beim Gespräch mit den Vorstandsmitgliedern des Greizer Theaterherbstes erfuhr ich davon, dass die reußischen Fürsten gegen das Bismarcksche Sozialistengesetz waren und schon beim Wiener Kongress ihr Ansinnen deutlich machten, lieber zu Österreich gehören zu wollen. Ich gebe diese Information erst einmal unbewertet und ungeprüft weiter.

Und eine letzte Anmerkung sei noch gebloggt. Ortsnamen haben ja auch ihren Witz und Reiz. Erinnere ich mich richtig und hieß ein Ort auf der Fahrt wirklich Niederärgeniss? Beim Suchen im Internet fand ich einen Geschichtenblogger, dessen Blog darauf hindeutete, dass er aus besagtem Orte sein könnte. Oder ist das auch nur eine Erfindung? KulturTOUREN haben es wirklich in sich und selbst Petrus ist uns unterwegs (fast) immer gewogen. Katinka will nun Zuwendung und nicht die schweigende Beifahrerin. Mal sehen, mit welcher Geschichte ich sie zum Lachen bringen kann ...

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