KulturTOUR bedeutet immer auch: fahren, fahren, fahren.
Katinka sitzt am Steuer, ist sozusagen die Steuerfrau und ich bin für die
Gespräche verantwortlich. Da ich aber auch weiß, dass zum Gespräch informative
Substanz gehört, sammle ich während dieser Touren Stadtgeschichten, um sie dann
dem Repertoire hinzuzufügen. Die Geschichte der Bertha von Suttner und ihrer
Beziehung zu Alfred Nobel, dem Friedensnobelpreis und ihrer Urnenbestattung in
Gotha darf ich nicht mehr erzählen, die Wiederholung war schon zu oft.
Doch jede Stadt ist nicht nur voller Geschichte, sondern
auch voller Geschichten. Sobald wir einige Minuten früher an einem Treffpunkt
ankommen, inspiziere ich die Gebäude im Umkreis. Man trifft auf Spuren der
früheren Nutzer, manchmal stehen die Hinterhöfe offen und mit Hilfe der
Taschenlampen-App im mobilen Endgerät wird Licht ins Dunkle gebracht. Manchmal
trifft das Licht ganz simpel auf ein Plumsklo im beeindruckenden Kellergewölbe
und ich trete den Rückzug an. Katinka schickt mir den eher besorgten Blick
hinterher, was ich denn nun schon wieder treibe und schüttelt besorgt den Kopf.
Man trifft aber auch auf kuriose Familiennamen, die in
Verbindung mit Berufsbezeichnungen wahrlich bemerkenswert sind. So mag jeder
Leser dieses Blogs einmal suchen, wo es einen Fleischer namens Krautwurm gibt.
Die Stadt, in welcher er zu finden ist, ist auch für ihre Dahlien berühmt und
hat das Schwarzbier bundesweit salonfähig gemacht.
In einer Gaststätte einer anderen Stadt im Osten Thüringens entdeckten
wir ein altes Firmen- resp. Ladenschild des Ladenbesitzers Habenicht. Er
handelte am Ende des 19. Jahrhunderts mit „Colonial-Waaren“ und verkaufte für
die Öffentlichkeit sichtbar Drogen. Offensichtlich war er so stolz darauf, dass
er seine Angebote in eine vier Zentimeter dicke Glasplatte gravieren ließ und
die Buchstaben sorgsam vergoldete. Die heutigen Besitzer des Ladens betreiben
ein liebenswertes Café und haben die Tafel in einer ungenutzten Bodenkammer
gefunden.
Beim Gespräch mit den Vorstandsmitgliedern des Greizer
Theaterherbstes erfuhr ich davon, dass die reußischen Fürsten gegen das
Bismarcksche Sozialistengesetz waren und schon beim Wiener Kongress ihr
Ansinnen deutlich machten, lieber zu Österreich gehören zu wollen. Ich gebe
diese Information erst einmal unbewertet und ungeprüft weiter.
Und eine letzte Anmerkung sei noch gebloggt. Ortsnamen haben
ja auch ihren Witz und Reiz. Erinnere ich mich richtig und hieß ein Ort auf der
Fahrt wirklich Niederärgeniss? Beim Suchen im Internet fand ich einen
Geschichtenblogger, dessen Blog darauf hindeutete, dass er aus besagtem Orte
sein könnte. Oder ist das auch nur eine Erfindung? KulturTOUREN haben es
wirklich in sich und selbst Petrus ist uns unterwegs (fast) immer gewogen.
Katinka will nun Zuwendung und nicht die schweigende Beifahrerin. Mal sehen,
mit welcher Geschichte ich sie zum Lachen bringen kann ...
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