Donnerstag, 22. August 2013

KulturTOUR Tag 4: „Kommt, lasst uns unseren Kindern leben!"


Inzwischen ist Donnerstag und für die KulturTOUR „Fröbeltag“. Katinka und ich merken, dass selbst mit großen Zeitpuffern kaum alles zu schaffen ist, was für uns auf dem Programm steht. Heute bekommen wir zu unseren Terminen noch weiteren Besuch. Wir holen unsere Praktikantin Estefania aus Ecuador vom Bahnhof ab. Auf dem Weg zum Rathaus erzähle ich ihr ganz kurz von Friedrich Fröbels Idee der Kindergärten und meine, alles andere wird sie in den folgenden Stunden erfahren.
Der Weg in die „Amtsstube“ des Bürgermeisters führt über einen gläsernen Fußboden, unter welchem sich ein ausgegrabener Brunnen befindet. Der Blick nach unten in die Vergangenheit der Stadt ist interessant, das Bauchgefühl eher komisch. Die Amtsleiterin Frau Jana Eckardt lächelt. Ja, sagt sie, die Kinder aus dem Kindergarten, die uns immer einmal besuchen, laufen auch ganz vorsichtig darüber. Und es geht hinauf zum Besprechungsraum im Zimmer des Bürgermeisters Frank Persicke, der zwar alles gut organisiert hat, aber leider nicht anwesend sein kann. Auch er hat das Recht auf Urlaub. Das hatten wir schon bei der Verabredung zum „Fröbeltag“ besprochen. Aber aus der Ecke grüßt das rote Entchen, mit dem alles angefangen hat.

Dienstberatung unter Aufsicht der roten Ente (links hinten) :-)
In Bad Blankenburg ist man dabei, das Fröbel-Erbe als immaterielles Weltkulturerbe vorzubereiten. Seit diesem Jahr läuft eine Fröbeldekade, es gibt viel Unterstützung in der Region, die zahlreiche Fröbel-Stätten zu bieten hat und Herr Kropp vom Arbeitskreis eröffnet die Beratung. Er ist vorläufig der einzige Mann im Raum, so dass ich ihn scherzhaft mit „Herr Fröbel“ anspreche. Er lässt es zu und nach kurzer Zeit sind wir in lebhafter Unterhaltung, bei der die Leiterin des Kindergartens Frau Bergmann ständig auf die Zeit drängen muss. 



Und sie hat wahrlich gute Gründe, denn im Fröbel-Kindergarten erwartet man uns schon sehnsüchtig. Und dabei soll es nicht um das Erzählen über den berühmten Pädagogen gehen, sondern um das Anschauen der Arbeit und um das Mitmachen. Inzwischen haben wir weiteren Besuch bekommen. Ein kleines Team vom Offenen Kanal Gera wird den Tag begleiten.

v.l.n.r. B. Klaubert, K. Bergmann und H. Hentschel

Und dann wird es richtig anschaulich. Im großen Kreis singen und spielen wir mit den Kindern „Jetzt öffnen wir das Taubenhaus“, (Katinka hat sich kameratechnisch in andere Verantwortung begeben J),wir laufen barfuß über den Sinnenspfad, ich sitze mit den Kindern am Tisch, um frisch geernteten Salbei vom eigenen Beet für den Tee zu zupfen und erfahre von der Aktion der Eltern, die Holzhäuser zum Ballwerfen entwarfen und aufstellten. Die Zeit verrinnt wie im Flug. 

Kleine Dienstberatung :-)
Wir wollen noch bei den ganz Kleinen vorbei, die wir aber nicht während der Mittagsruhe stören wollen und lassen das wunderbare „Kinderhaus“ auf uns wirken. Auf dem Dachboden wohnt die Kindergartenfee. Ich habe sie ganz kurz besuchen dürfen und sie ist mächtig stolz auf den Kindergarten. Besonders glücklich ist sie darüber, dass er nach Friedrich Fröbel auch noch KinderGARTEN heißen darf und nicht den technischen Begriff der KITA führt. Doch wir müssen uns trennen und damit auch von der Leiterin, den Kolleginnen und den Kindern. Fast im Fröbelschen Sinn hinterlassen wir Gaben: Buntstifte für die Kinder und...das rote Entchen.


Wir werfen noch einen Blick in den Fröbelsaal im Rathaus; hier wurde der Beschluss gefasst, den Kindergarten zu gründen und eilen zum Friedrich-Fröbel-Museum.

Birgit Klaubert, die rote Ente und Margitta Rockstein
vor Friedrich Fröbel
Die Leiterin Margitta Rockstein kenne ich schon. Ich war hier, als es um das Überleben des Museums ging und Frau Rockstein hat das in Erinnerung behalten. Und dann zieht sie uns alle in den Bann. Sie ist ausgebildete Kindergärtnerin, Wissenschaftlerin und eben Museumschefin. Als sie die Fröbelschen Gaben präsentiert, werden wir wieder zu Kindern: die regenbogenfarbenen Bälle verfolgen wir mit den Augen, wir öffnen die Hände, um Bälle zu fangen, staunen über die Veränderung der Holzkörper, wenn sie in Rotation versetzt werden und begreifen Fröbelsche Pädagogik. 



Kameramann aus Gera sitzt staunend daneben und erzählt, dass seine Frau Kindergärtnerin sei. An diesem Abend wird es bei ihm zu Hause sicher ein langes Gespräch geben, dessen Inhalt ich mir gut vorstellen kann. Der Gang durch das Haus, die Betrachtung der Exponate, die zum Teil aus aller Welt nach Bad Blankenburg gekommen sind, der Blick in das Magazin mit den Arbeitsheften der Kindergärtnerinnen aus längst vergangenen Zeiten beendet den Besuch. Wir sind mit Eindrücken und Wissen erfüllt, das Kamerateam ist glücklich, dabei gewesen zu sein und unsere Praktikantin aus Ecuador weiß jetzt mehr über Fröbel als mancher deutsche Politiker, der über Bildung und Erziehung zu entscheiden hat.


Ich muss vielleicht noch anfügen: Das rote Entchen sitzt jetzt auch im  Museum und zeugt davon, dass Bildung und Kultur zusammengehören. Wer auch noch die politische Dimension dieser Erkenntnis begreifen will, dem empfehle ich einen Besuch im Fröbel-Museum. Es kann ja nicht alles in diesem Blog verraten werden.









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