Sonntag, 25. August 2013

KulturTOUR Tag 5: Kulturentwicklungsplanung als gemeinsamer Nenner

Der letzte Tag unserer Woche begann mit Baustellenlärm und trübem Wetter. Das ist ja grundsätzlich nicht unbedingt der beste Start in den Tag, zumal es in diesem Fall eben auch unser Abschiedstag war. Nach 4 prall gefüllten Tagen mit unendlich vielen Eindrücken, die es noch immer zu verarbeiten gilt, verließen wir Bad Blankenburg in Richtung Ranis.

Die Fahrt nach Ranis gestaltete sich wieder einmal eher abenteuerlich, da das Navi den Hinweis "kürzeste Route" sehr ernst nahm und wir teilweise durch enge Straßen und Feldwege geführt wurden. Ich hattte zwischenzeitlich wieder einmal Angst, dass wir unterwegs vielleicht den Mittelpunkt der Erde, nicht aber unseren Bestimmungsort finden würden.

Ranis ist ein kleines, verschlafenes Örtchen im Saale - Orla - Kreis. Immerhin war aber die Burg ausgeschildert, auf der wir uns mit dem Lese-Zeichen e.V. verabredet hatten. So stiegen wir die kurze Anhöhe hinauf und genossen den wirklich spektakulären Ausblick und erfreuten uns am Burginnenhof.

Burg Ranis m Dornröschenschlaf

Die Burg gehört der Thüringer Stiftung Schlösser und Gärten und bietet viel Platz für unterschiedliche Veranstaltungen und könnte auch als Sitz für ortsansässige Vereine dienen. Leider wird dieses Potenzial aber nur mittelmäßig genutzt. Zu viele Verordnungen und Gebührensatzungen stehen hierbei im Weg, obwohl sie das sicher nicht müssten ...

Kultur - und Literaturburg Ranis

Der Lese-Zeichen e.V., der sich nicht nur als Literaturverein versteht, hat drei Räume im rekonstruierten Burgtrakt gemietet und bemüht sich redlich um die touristische Vermarktung der Anlage als Kunst - und Literaturburg. Das ist nicht immer einfach, wie uns Herr Berner und Frau Scheller vom Verein erzählten, da für die Durchführung von größeren Veranstaltungen die Anmietung zusätzlicher Räumlichkeiten von Nöten ist. Und das kostet Geld. Geld, das der Verein nicht immer aufbringen kann. Das liegt zum einen an den oben genannten Verordnungen und Gebührensatzungen und zum anderen am Modell der Projektförderungen, wodurch sich auch schwerlich Rücklagen bilden lassen.
Frau Wünsch von der Thüringer Stiftung Schlösser und Gärten,
Herr Berner vom Lese - Zeichen e.V. und Dr. Klaubert

Besonders spannend für uns war ein weiteres Betätigungsfeld des Vereins, denn Lese-Zeichen e.V. ist sehr bemüht, den Saale -Orla - Kreis dazu zu bewegen, eine gemeinsame "Kulturintendanz" zu finanzieren. Diese würde sich dann um die komplette kultur - touristische Vermarktung der Region kümmern, kulturelle Veranstaltungen bündeln, Netzwerke aufbauen und pflegen und dem Saale-Orla-Kreis ein einheitliches Bild geben. Ohne Kulturkannibalismus, sondern mit einer wahrlich gemeinsamen kulturellen Identität. Das ist im Endeffekt das im Kleinen, was die Landesregierung gerade mit der Ausschreibung zweier Modellregionen für Kulturentwicklungskonzeptionen versucht.

Die Modellregionen werden übrigens in den nächsten Wochen bekannt gegeben und wir sind gespannt, wer es nun geworden ist und wie der ganze Prozess weiterläuft. Darüber werden wir sicherlich hier auf diesem Blog schreiben, wenn es soweit ist.

Nach der Verabschiedung auf Burg Ranis landeten wir in Neustadt a.d. Orla, wo wir nicht nur Mittag aßen und einer interessanten Hochzeitsgesellschaft beiwohnten, sondern wo sich auch der restliche Ablauf unseres Tages veränderte. Ich will an dieser Stelle gar nicht zu viel verraten, aber ganz bald wird wohl ein kleiner Film zu sehen sein .... die geneigte Leserschaft darf gespannt sein! :-)

Eine Woche KulturTOUR ist nun vorbei, aber bereits jetzt ist der nächste KulturTAG in Planung. Einen solchen KulturTAG hatten wir bereits in Nordhausen und am 4. September werden wir gemeinsam mit Karola Stange und Dirk Möller in Weimar unterwegs sein. Was wir da machen? Das kann man auf diesem Blog dann auch nachlesen ...

Einen schönen Sonntag noch und bis bald!
Katinka Mitteldorf



Freitag, 23. August 2013

Fröbel und Ecuador: Gedanken von Estefania

Wir hatten ja gestern berichtet, dass wir in Bad Blankenburg mit unserer lieben Praktikantin Estefania den KulturTOUR - Tag verbracht haben. Daher baten wir sie, uns ihre Eindrücke für diesen Blog einmal mitzuteilen. Gestern Abend kam folgende E - Mail:


Estefania im Fröbelmuseum

"Mein Name ist Estefania Alejandra Cepeda Velasquez, ich komme aus Ecuador und studiere  Politik,- und Wirtschaftwissenschaften an der Martin Luther Universität Halle Wittenberg. Ich absolviere gerade ein Praktikum im Thüringer Landtag bei der Fraktion DIE LINKE im Bereich Bildungs- und Kulturpolitik.

Als Vertreterin von Susanne Hennig war ich heute dem 22.08.2013 gemeinsam mit Birgit und Katinka zu Gast in Bad Blankenburg zur  KulturTOUR.

Mein Tag hat im Rathaus Bad Blankenburg angefangen, wo ich meine ersten Eindrücke über Friedrich Fröbel und sein weltbekanntes Kindergartensystem gesammelt habe. Danach waren wir im Fröbelkindergarten, wo wir die  praktische Seite seiner Spiel,- und Beschäftigungsmethode sowie die Erziehungsmethode live erlebt haben.

Da ich aus meiner Kindheit das Bild der ErzieherInnen eher als eine Figur der Autorität elebt habe; und den Kindergarten als einen Platz, an dem ich zur Diziplin erzogen wurde, und nur in den Pausen und im Sportunterricht  Zeit zum  spielen hatte, habe ich im Fröbelkindergarten eine komplett  neue Erfahrung gemacht. Die ErzieherInnen pflegen eine kooperative Kommunikation mit ihren Kindern,  sie motivieren und begleiten den  Bildungsprozess ihrer kleinen Schützlinge. Es war mir eine Freude mit den Kinder zu spielen, ihre Umgebung kennen zu lernen und das  erinnerte mich an meine Kindeheit. Dies weckte den Wunsch in mir meinen Kindern ein ähnliches Betreungskonzept zu Teil werden zu lassen.

Danach waren wir im Fröbelmuseum in Bad Blankenburg, wo Frau Dr. Rockstein, die Leiterin des Museums, uns über Fröbels Philosophie;  die Relevanz der  verschidenen geometrischen Figuren in der  frühen Kindheit aufklärte  und uns anschaulich machte, wie Kinder mit  korrekten und konstanten  Kommunikationswegen beim Spielen auch lernen können.

Fröbel hat uns ein sehr vielfältiges Konzept der Kindergärten geschenkt  und ich bin der Meinung wir sollten alles dafür  tun, dieses  Bildungs -und Kultursystem zu fördern." 



Donnerstag, 22. August 2013

KulturTOUR Tag 4: „Kommt, lasst uns unseren Kindern leben!"


Inzwischen ist Donnerstag und für die KulturTOUR „Fröbeltag“. Katinka und ich merken, dass selbst mit großen Zeitpuffern kaum alles zu schaffen ist, was für uns auf dem Programm steht. Heute bekommen wir zu unseren Terminen noch weiteren Besuch. Wir holen unsere Praktikantin Estefania aus Ecuador vom Bahnhof ab. Auf dem Weg zum Rathaus erzähle ich ihr ganz kurz von Friedrich Fröbels Idee der Kindergärten und meine, alles andere wird sie in den folgenden Stunden erfahren.
Der Weg in die „Amtsstube“ des Bürgermeisters führt über einen gläsernen Fußboden, unter welchem sich ein ausgegrabener Brunnen befindet. Der Blick nach unten in die Vergangenheit der Stadt ist interessant, das Bauchgefühl eher komisch. Die Amtsleiterin Frau Jana Eckardt lächelt. Ja, sagt sie, die Kinder aus dem Kindergarten, die uns immer einmal besuchen, laufen auch ganz vorsichtig darüber. Und es geht hinauf zum Besprechungsraum im Zimmer des Bürgermeisters Frank Persicke, der zwar alles gut organisiert hat, aber leider nicht anwesend sein kann. Auch er hat das Recht auf Urlaub. Das hatten wir schon bei der Verabredung zum „Fröbeltag“ besprochen. Aber aus der Ecke grüßt das rote Entchen, mit dem alles angefangen hat.

Dienstberatung unter Aufsicht der roten Ente (links hinten) :-)
In Bad Blankenburg ist man dabei, das Fröbel-Erbe als immaterielles Weltkulturerbe vorzubereiten. Seit diesem Jahr läuft eine Fröbeldekade, es gibt viel Unterstützung in der Region, die zahlreiche Fröbel-Stätten zu bieten hat und Herr Kropp vom Arbeitskreis eröffnet die Beratung. Er ist vorläufig der einzige Mann im Raum, so dass ich ihn scherzhaft mit „Herr Fröbel“ anspreche. Er lässt es zu und nach kurzer Zeit sind wir in lebhafter Unterhaltung, bei der die Leiterin des Kindergartens Frau Bergmann ständig auf die Zeit drängen muss. 



Und sie hat wahrlich gute Gründe, denn im Fröbel-Kindergarten erwartet man uns schon sehnsüchtig. Und dabei soll es nicht um das Erzählen über den berühmten Pädagogen gehen, sondern um das Anschauen der Arbeit und um das Mitmachen. Inzwischen haben wir weiteren Besuch bekommen. Ein kleines Team vom Offenen Kanal Gera wird den Tag begleiten.

v.l.n.r. B. Klaubert, K. Bergmann und H. Hentschel

Und dann wird es richtig anschaulich. Im großen Kreis singen und spielen wir mit den Kindern „Jetzt öffnen wir das Taubenhaus“, (Katinka hat sich kameratechnisch in andere Verantwortung begeben J),wir laufen barfuß über den Sinnenspfad, ich sitze mit den Kindern am Tisch, um frisch geernteten Salbei vom eigenen Beet für den Tee zu zupfen und erfahre von der Aktion der Eltern, die Holzhäuser zum Ballwerfen entwarfen und aufstellten. Die Zeit verrinnt wie im Flug. 

Kleine Dienstberatung :-)
Wir wollen noch bei den ganz Kleinen vorbei, die wir aber nicht während der Mittagsruhe stören wollen und lassen das wunderbare „Kinderhaus“ auf uns wirken. Auf dem Dachboden wohnt die Kindergartenfee. Ich habe sie ganz kurz besuchen dürfen und sie ist mächtig stolz auf den Kindergarten. Besonders glücklich ist sie darüber, dass er nach Friedrich Fröbel auch noch KinderGARTEN heißen darf und nicht den technischen Begriff der KITA führt. Doch wir müssen uns trennen und damit auch von der Leiterin, den Kolleginnen und den Kindern. Fast im Fröbelschen Sinn hinterlassen wir Gaben: Buntstifte für die Kinder und...das rote Entchen.


Wir werfen noch einen Blick in den Fröbelsaal im Rathaus; hier wurde der Beschluss gefasst, den Kindergarten zu gründen und eilen zum Friedrich-Fröbel-Museum.

Birgit Klaubert, die rote Ente und Margitta Rockstein
vor Friedrich Fröbel
Die Leiterin Margitta Rockstein kenne ich schon. Ich war hier, als es um das Überleben des Museums ging und Frau Rockstein hat das in Erinnerung behalten. Und dann zieht sie uns alle in den Bann. Sie ist ausgebildete Kindergärtnerin, Wissenschaftlerin und eben Museumschefin. Als sie die Fröbelschen Gaben präsentiert, werden wir wieder zu Kindern: die regenbogenfarbenen Bälle verfolgen wir mit den Augen, wir öffnen die Hände, um Bälle zu fangen, staunen über die Veränderung der Holzkörper, wenn sie in Rotation versetzt werden und begreifen Fröbelsche Pädagogik. 



Kameramann aus Gera sitzt staunend daneben und erzählt, dass seine Frau Kindergärtnerin sei. An diesem Abend wird es bei ihm zu Hause sicher ein langes Gespräch geben, dessen Inhalt ich mir gut vorstellen kann. Der Gang durch das Haus, die Betrachtung der Exponate, die zum Teil aus aller Welt nach Bad Blankenburg gekommen sind, der Blick in das Magazin mit den Arbeitsheften der Kindergärtnerinnen aus längst vergangenen Zeiten beendet den Besuch. Wir sind mit Eindrücken und Wissen erfüllt, das Kamerateam ist glücklich, dabei gewesen zu sein und unsere Praktikantin aus Ecuador weiß jetzt mehr über Fröbel als mancher deutsche Politiker, der über Bildung und Erziehung zu entscheiden hat.


Ich muss vielleicht noch anfügen: Das rote Entchen sitzt jetzt auch im  Museum und zeugt davon, dass Bildung und Kultur zusammengehören. Wer auch noch die politische Dimension dieser Erkenntnis begreifen will, dem empfehle ich einen Besuch im Fröbel-Museum. Es kann ja nicht alles in diesem Blog verraten werden.









KulturTOUR Tag 3: unterWELLENborn


Als Birgit und ich die diesjährige KulturTOUR planten und sie die kleine 6000 – Seelen – Gemeinde Unterwellenborn ins Spiel brachte, habe ich vermutlich ziemlich tiefe Gräben auf meiner Stirn produziert. Was zum Henker wollen wir denn da?

Wenige Tage später, es war das erste Juli – Wochenende, erspähte ich auf Birgits Facebook – Profil ein Bild einer dunkelhaarigen Dame mit unserer roten Ente und freute mich ob des offensichtlichen Schalks in ihren mir fremden Augen. Wenig später erfuhr ich: die Frau mit Ente und Humor ist Andrea Wende, die Bürgermeisterin von Unterwellenborn. Ach gugge! JDas weckte die Neugier in mir (bei Birgit geht das eindeutig schneller mit der Neugierweckerei) und ich forschte ein wenig nach, was da so in Unterwellenborn interessantes für die KulturTOUR dabei sein könnte und stieß auf einen jüngst gegründeten Verein zur Rettung und Wiederbelebung des Kulturpalastes.

Ein Kulturpalast in Unterwellenborn? Die Antwort ist: JA – und was für einer. Aber damit nicht genug, wie wir bei unserem Besuch im Gemeindeamt am Mittwoch feststellen sollten. Aber von Anfang an ...

Andrea Wende nebst roter Ente (links im Bild *grins*)

Begrüßt wurden wir in fröhlich - vergnügter Runde, was bei einer Verwaltungsebene eigentlich immer schon ankündigt, dass der Termin wirklich schön und gehaltvoll werden wird. So zumindest meine ganz bescheidene Erfahrung in diesem Bereich. Neben der roten Ente und der Bürgermeisterin Andrea Wende nahmen noch einige Amtsleiter am Gespräch teil, darunter auch die Kulturdezernentin, die uns auch mit allerlei informativem Material versorgte.

Während des Gesprächs erfuhren wir wirklich allerhand Wissenswertes und staunten immer wieder über die Selbstverständlichkeit, mit der die Gemeinde für ihre Bürgerinnen und Bürger Geld für die sogenannten freiwilligen Leistungen ausgibt. Durch das ansässige Stahlwerk und die damit verbundenen Gewerbesteuereinnahmen ist Unterwellenborn in einer günstigeren Lage als die meisten anderen Kommunen in Thüringen. Sie ist also Geberkommune, aber das wirklich im doppelten Sinne.

So gab es vor etwa 2 Jahren ziemliches Aufsehen, weil Unterwellenborn entschied, dem Theater Rudolstadt, welches nur wenige Kilometer entfernt liegt, 50 000 Euro zu geben. Freiwillig! Aber so etwas wird in Deutschland, dem Land der Paragrafen und Rechtsverordnungen nicht gern gesehen und so bekam Frau Wende „einen auf den Deckel“, wie man so schön sagt. Aber warum eigentlich? Warum DARF eine Kommune, die es sich leisten kann und vor allem will, nicht einer Kultureinrichtung, von der sie schon aus touristischer Sicht profitiert, Geld geben? Warum darf sie sich nicht am Erhalt beteiligen, gerade in Zeiten, in denen die Theaterfinanzierung immer wieder zur Disposition gestellt wird. Es ist einfach wirklich nicht zu fassen.

Noch dazu, wo es mit den Rudolstädter Symphonikern eine enge Zusammenarbeit gibt, die kreativer eigentlich auch kaum sein könnte. Unterwellenborn hat nämlich ein wirklich sehr schönes, modernes Freibad, in dem in regelmäßigen Abständen die Musikerinnen und Musiker das Theaters Rudolstadt im wahrsten Sinne des Wortes hohe Wellen schlagen. Dieses Freibad, wofür eine Jahreskarte übrigens sehr erschwingliche 25 Euro kostet, wollten wir uns natürlich unbedingt ansehen, zumal vor es dort vor kurzer Zeit leider einen Brand gegeben hatte, bei dem das Wirtschaftsgebäude nicht mehr gerettet werden konnte.

Wo ist hier wohl die Bühne?

Also lud uns die Bürgermeisterin in ihr Auto und nahm uns mit auf eine wahrlich rasante Tour durch ihre schöne Gemeinde, zeigte uns eben jenes musikalisches Freibad, fuhr mit uns zum „Thüringer Meer“ und präsentierte uns den berühmten Kulturpalast, von dem ich eingangs schon sprach.


Hier bekommt man eine Ahnung vom Ausmaß des Palastes
und des Problems. 

Der Kulturpalast ist tatsächlich ein Palast, schon allein von den Ausmaßen her. Dazu kommt, dass man die Schönheit der Fassaden noch immer sehr gut sehen kann, auch wenn er schon viele Jahre nicht mehr genutzt werden kann. Ein Gutachten hat ergeben, dass man 11 Millionen Euro investieren müsste, um überhaupt wieder eine Inbetriebnahme gewährleisten zu können. Wer hat schon 11 Millionen Euro übrig? Der private Eigentümer leider nicht, der sich anfangs sehr um die Immobilie bemüht hatte. Für eine Kommune ist dies natürlich auch nicht zu stemmen. Auch nicht für Unterwellenborn. Leider.

Birgit startete wenig später einen Aufruf bei Facebook:
Wer hat eine Idee?

Ich muss zugeben, ich habe mich ein wenig  in Unterwellenborn verliebt. Und in den Kulturpalast sowieso und deshalb bin ich persönlich sehr froh, dass Birgit diese Station vorgeschlagen hat.

Liebe Grüße,
Katinka Mitteldorf



KulturTOUR trifft Wahlkampf - Tour

Man kann es nicht leugnen: wir sind mitten im Bundestagswahlkampf. Auch DIE LINKE tourt gerade überall durch Thüringen. So gibt es die Wahlkampfsommertour des Landesverbandes und auch jede/r DirektkandidatIn macht natürlich thematische Rundreisen durch den jeweiligen Landkreis. 

Da wir uns heute durch Knut Korschewskys Wahlkreis bewegten und es der Zufall auch wollte, dass Dietmar Bartsch gerade für zwei Tage zu Gast ist, nutzten wir die räumliche Nähe und schauten auch einmal in Saalfeld im K*Star (Brudergasse 10) vorbei.


Knut Korschewsky und Dietmar Bartsch im Gespräch
Viele Menschen waren gekommen, um Knut und Dietmar reden zu hören und auch mit ihnen Fragen zu diskutieren, die sie bewegen. So war das Thema Mindestlohn ganz oben auf der Agenda der anwesenden Bürgerinnen und Bürger, aber es gab auch Diskussionen über den Euro, über Bildung und  darüber, dass nach wie vor manche Ministerien der Bundesregierung in Bonn beheimatet sind und dadurch immense Kosten auflaufen - allein für die Reisekosten zwischen Bonn und Berlin.


Auch Dietmar bekommt ein rotes Entchen.

Nach der wirklich guten Veranstaltung nutzen Birgit und ich die Chance, mit Knut und Dietmar noch ein wenig ins Gespräch zu kommen und NATÜÜÜÜÜRLICH bekam auch unser lieber Dietmar eine rote Ente ... :-)

Ein eingelöstes Versprechen
Und nun können wir auch das Rätsel der "lieben Genossin aus Rudolstadt" lösen, von der wir bereits im letzten KulturTOUR - Post berichteten. Zwar haben wir es heute nun doch nicht nach Rudolstadt geschafft, aber wir trafen sie bei der Veranstaltung in Saalfeld und Birgit und ... BIRGIT (ja, sie sind Namensschwestern) tauschten Geschenke aus. Man sieht ja, dass beide sehr zufrieden sind. :-)

Dadurch wurde es aber heute wieder sehr, sehr spät und deshalb haben Birgit und ich eben entschieden, dass wir den heutigen Tag in Unterwellenborn erst morgen - gemeinsam mit unserem Fröbel - Tag in Bad Blankenburg schriftlich "verarbeiten".

Wir hoffen, die geneigte Leserschaft sieht es uns nach. :-)

Gute Nacht! 

Mittwoch, 21. August 2013

Zwischenspiel: Gedanken während der Autofahrt (Birgit Klaubert)


KulturTOUR bedeutet immer auch: fahren, fahren, fahren. Katinka sitzt am Steuer, ist sozusagen die Steuerfrau und ich bin für die Gespräche verantwortlich. Da ich aber auch weiß, dass zum Gespräch informative Substanz gehört, sammle ich während dieser Touren Stadtgeschichten, um sie dann dem Repertoire hinzuzufügen. Die Geschichte der Bertha von Suttner und ihrer Beziehung zu Alfred Nobel, dem Friedensnobelpreis und ihrer Urnenbestattung in Gotha darf ich nicht mehr erzählen, die Wiederholung war schon zu oft.

Doch jede Stadt ist nicht nur voller Geschichte, sondern auch voller Geschichten. Sobald wir einige Minuten früher an einem Treffpunkt ankommen, inspiziere ich die Gebäude im Umkreis. Man trifft auf Spuren der früheren Nutzer, manchmal stehen die Hinterhöfe offen und mit Hilfe der Taschenlampen-App im mobilen Endgerät wird Licht ins Dunkle gebracht. Manchmal trifft das Licht ganz simpel auf ein Plumsklo im beeindruckenden Kellergewölbe und ich trete den Rückzug an. Katinka schickt mir den eher besorgten Blick hinterher, was ich denn nun schon wieder treibe und schüttelt besorgt den Kopf.

Man trifft aber auch auf kuriose Familiennamen, die in Verbindung mit Berufsbezeichnungen wahrlich bemerkenswert sind. So mag jeder Leser dieses Blogs einmal suchen, wo es einen Fleischer namens Krautwurm gibt. Die Stadt, in welcher er zu finden ist, ist auch für ihre Dahlien berühmt und hat das Schwarzbier bundesweit salonfähig gemacht.


In einer Gaststätte einer anderen Stadt im Osten Thüringens entdeckten wir ein altes Firmen- resp. Ladenschild des Ladenbesitzers Habenicht. Er handelte am Ende des 19. Jahrhunderts mit „Colonial-Waaren“ und verkaufte für die Öffentlichkeit sichtbar Drogen. Offensichtlich war er so stolz darauf, dass er seine Angebote in eine vier Zentimeter dicke Glasplatte gravieren ließ und die Buchstaben sorgsam vergoldete. Die heutigen Besitzer des Ladens betreiben ein liebenswertes Café und haben die Tafel in einer ungenutzten Bodenkammer gefunden.


Beim Gespräch mit den Vorstandsmitgliedern des Greizer Theaterherbstes erfuhr ich davon, dass die reußischen Fürsten gegen das Bismarcksche Sozialistengesetz waren und schon beim Wiener Kongress ihr Ansinnen deutlich machten, lieber zu Österreich gehören zu wollen. Ich gebe diese Information erst einmal unbewertet und ungeprüft weiter.

Und eine letzte Anmerkung sei noch gebloggt. Ortsnamen haben ja auch ihren Witz und Reiz. Erinnere ich mich richtig und hieß ein Ort auf der Fahrt wirklich Niederärgeniss? Beim Suchen im Internet fand ich einen Geschichtenblogger, dessen Blog darauf hindeutete, dass er aus besagtem Orte sein könnte. Oder ist das auch nur eine Erfindung? KulturTOUREN haben es wirklich in sich und selbst Petrus ist uns unterwegs (fast) immer gewogen. Katinka will nun Zuwendung und nicht die schweigende Beifahrerin. Mal sehen, mit welcher Geschichte ich sie zum Lachen bringen kann ...